Die Obama-Regierung hatte Hedgefonds, institutionellen Investoren und Private Equity Unternehmen auf dem Gesetzeswege Tür und Tor geöffnet, um die amerikanischen Häuser- und Immobilienmärkte nach deren dramatischen Absturz in der vergangenen Dekade wieder zu beleben und auf die Beine zu helfen.

Nach dem zwischen 2006 und 2009 stattfindenden Immobiliencrash wurde institutionellen Investoren durch die Regierung grünes Licht gegeben, um fortan als Auffanggesellschaften zu fungieren. Im ganzen Land kauften institutionelle Investoren und Wall-Street-Häuser seit dem Jahr 2008 Zwangsversteigerungsobjekte zu Niedrigstpreisen auf.

In der Folge wurden diese Einheiten in Mietobjekte umgewandelt, um nicht selten sogar an deren vorherige Besitzer wieder vermietet zu werden. Diese Geschäfte haben einer Reihe von Großinvestoren in den vergangenen Jahren beachtliche Renditen beschert. Doch anscheinend ist die Zeit gekommen, da sich die Lage wieder zum Schlechteren wendet.

Mieter in den US-Südstaaten besonders betroffen

Vor allem die Mieter bekommen dies in den Vereinigten Staaten gerade schmerzhaft zu spüren. Wer mit seiner Miete im Rückstand ist, wird gnadenlos aus den eigenen vier Wänden gefegt. Neu ist, dass Mieter es – wie seit Jahrzehnten gewohnt – mit keinem Vermieter alter Tradition mehr zu tun haben.

Wer heute Mietrückstände aufweist oder seine Nebenkosten seit einiger Zeit nicht bezahlt hat, sieht sich heute vor allem mit den Mitarbeitern der Betreiber von Call Centern konfrontiert, die offene Anliegen und Problemfälle sogleich an spezialisierte Dienstleister im Inkassowesen weiterleiten. Ein Gang vor Gericht hat sich dadurch maximal beschleunigt.

Insbesondere Regionen in den Südstaaten der USA blicken auf eine neue Räumungswelle unter Wohnungsmietern. Häusermarktexperten werfen Private Equity Firmen eine gnadenlose und rücksichtlose Durchsetzung der eigenen Interessen im Hinblick auf Mieter vor, die gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckten.

Bis zu einem Viertel der Mietimmobilien vor Zwangsräumung

Und dies sind laut aktueller Statistiken beileibe nicht wenige. American Homes 4 Rent – einer der größten Immobilienbetreiber des Landes – und HavenBrook haben jüngst für rund 25% aller unter eigener Verwaltung stehenden Immobilien im ganzen Land Zwangsräumungen vor Gericht beantragt.

Die betreffenden Mieter befinden sich mit ihren Zahlungsverpflichtungen teilweise mehrere Monate im Rückstand. Das Unternehmen Colony Starwood Homes hat bereits gerichtliche Zwangsmaßnahmen in Bezug auf ein Drittel aller unter eigener Verwaltung stehenden Häuser und sonstigen Immobilien eingeleitet.

Das Verwaltungsratsgremium des National Rental Home Council, das die Interessen der institutionellen Investoren gegenüber den Mietern vertritt, teilte mit, dass Mietern, die sich in Zahlungsverzug befänden, fortan flexible Rückzahlungsvereinbarungen angeboten würden. Die Kosten einer Zwangsräumung erweisen sich im Gegensatz dazu als weitaus höher.

Über 11 Millionen Amerikaner: Mehr als die Hälfte des Einkommens geht für die Miete drauf

Allein schon aus diesem Grund haben institutionelle Investoren, die nun weite Teile der amerikanischen Immobilienmärkte beherrschen, ein Eigeninteresse daran, sich mit in Zahlungsrückständen befindlichen Mietern gütlich zu einigen. Aus einer neuen Studie des Harvard Joint Center for Housing Studies gingen kürzlich interessante Informationen hervor.

Danach gaben bis zum Ende des Jahres 2014 mehr als 21 Millionen Mieter in den USA mehr als ein Drittel von deren Einkommen für Mietobligationen aus. Mehr als 11 Millionen Mieter gaben sogar mehr als die Hälfte ihrer Einkommen aus. Im Zuge einer sich in den vergangenen Jahren verschärfenden Kreditvergabe ist die US-Hausbesitzerquote auf ein 51-Jahres-Tief gesunken.

Aus einer separat veröffentlichten Studie der Fed of Atlanta ging vor Kurzem hervor, dass sich die Praktiken der noch vor wenigen Jahren gefeierten Vermieter aus dem institutionellen Investmentbereich nun plötzlich als destabilisierend auf die Häuser- und Immobilienmärkte in vielen Regionen des Landes auswirkten.

Kurzer Prozess mit Mietsäumigen

Zwangsräumungen nehmen vor allem im Süden der USA zurzeit besonders drastisch zu, da die Gerichtskosten für diverse Räumungsklagen in dieser Region – entgegen dem Rest des Landes – besonders niedrig sind. Hier betragen die Gerichtskosten gerade einmal $85. Hinzu gesellen sich weitere $20 zur Räumung der zahlungsrückständigen Mieter vor Ort.

Wer nicht zahlen kann, fliegt beziehungsweise wird innerhalb kürzester Zeit geräumt, so das Motto unter institutionellen Investoren. Beobachter beklagen diese Mentalität schon seit geraumer Zeit, die sich darin manifestiert, eigene Ansprüche mit aller Macht durchzusetzen, eigenen Verpflichtungen wie dringend notwendigen Reparaturen und Wartungen allerdings nicht zeitgerecht – wenn überhaupt – nachzukommen.

Wie sich die neue Räumungswelle unter Mietern auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in den Vereinigten Staaten auswirken wird, bleibt abzuwarten. Beobachter warnen davor, dass einmal mehr die untere Hälfte der Gesellschaftspyramide überdurchschnittlich stark von dem Phänomen betroffen sei.

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